Du möchtest Rettungshundearbeit machen?
Warum? Weil es toll ist? Man Spaß hat? Damit der Hund etwas zu tun hat?
Weil du zuhause Langeweile hast?
Ja, man hat viel Spaß. Man lernt nette Leute kennen, arbeitet mit Hunden und so Mancher geht in der oft so schlammigen Arbeit auf. Man kriecht durch staubige Trümmerteile, gruselt sich vor Spinnen, Mäusen. Wie oft regnet es und du trabst durch die matschige Fläche, der Schlickklumpen unter deinen Stiefeln nehmen monströse Ausmaße an, aber wenn dich der Hund dann findet, du seine Freude siehst, dass er für seine Arbeit gleich seine Belohnung bekommt, dann hat man schnell vergessen, dass zuhause deine Waschmaschine wartet und du wieder mal die Schuhe putzen musst.
Im Sommer ist besonders toll, nach Übungsende sitzt man noch zusammen und grillt vielleicht, spricht über den Tag und macht wieder mal den Vorschlag, die Staffelkleidung doch im Hitzelook zu gestalten, da deine Füße in den festen Stiefeln auf und davon schwimmen.
Bei abendlichen Übungen sitzt man im dunklen Wald im Versteck und hört hier und da was rascheln. Nachtvögel stoßen ihre unheimlichen Schreie aus und in dir zieht sich alles zusammen…und du weißt, es ist nur eine Übung.
Mal ehrlich, Rettungshundearbeit ist nicht immer nur Spaß, besonders dann nicht, wenn man auf die Einsatzfähigkeit hinarbeitet und in einer Einsatzstaffel Mitglied ist oder werden möchte.
Es gibt auch Rettungshundesport, wenn du nicht wirklich in den Einsatz gehen willst, sondern nur für dich und deinen Hund eine Beschäftigung suchst, solltest du dich daran halten.
Man hat aber oft die Möglichkeit, eine Probezeit bei der Staffel deiner Wahl abzuleisten, sieh Dir die Rettungshundestaffel genau an. Bleibe eine Weile dabei und dann sei wirklich ehrlich Dir und auch der Staffel gegenüber. Denn Die Staffel steckt sehr viel Zeit und Energie in die Ausbildung von Dir und Deinen Hund. Und es ist wirklich schade, wenn jemand dann nach einiger Zeit keine Lust mehr hat oder merkt, dass das doch nicht das Wahre ist.
Es ist wirklich nicht schön, wenn dein einziger Anreiz zur Rettungshundearbeit der Mangel an anderen Beschäftigungsmöglichkeiten in deiner Umgebung ist.
Im Rahmen der Ausbildung für dich und deinen Hund und für deine Staffel wirst du viele viele Kilometer mit dem Auto fahren müssen. Und das nicht nur zum Training, sondern auch zu Prüfungen, Einsätzen, Lehrgängen, Vorführungen und anderen Terminen. Und da kommen einige tausend Kilometer im Jahr zusammen, wenn man sich einsatzfähig halten möchte oder muss!
Man darf niemals vergessen, dass der Theorieunterricht nicht nur “cool” ist und nicht nur für die Hundeführer, sondern auch absolute Bedingung für Helfer ohne Hund. Wenn der Stoff nicht verstanden wird, langweilig wird, weil er alle 2 Jahre wiederholt werden muss oder du nicht zum Unterricht kommst, weil das Thema doch mal nicht so interessant ist, dann bist Du nicht einsatzfähig. Auch du als Hundeführer musst sehr viel lernen: Funken im BOS-Bereich (wir machen sogar eine Lizenzprüfung), Karte- Kompass (neuerdings sogar mit Überprüfung), Knotenkunde und Bergung, Trümmerkunde, Einsatztaktik, Erste Hilfe am Hund und Menschen und einige Dinge stehen auf dem Programm stehen. Das Alles gehört dazu, ein guter Rettungshundeführer oder Helfer zu werden.
Und du findest es toll, einen Rettungshund zu führen, der eine tolle Plakette am Halsband trägt und wegen der man von den Nachbarn schon mal angesprochen wird?
Nun, bedenke eines: Der Führer eines einsatzfähigen Rettungshundes sollte immer auf Abruf stehen.
Man muss mit seinem Arbeitgeber einen Kompromiss schließen, wenn das geht, denn Vermisste halten sich nicht an Dienstpläne.
Du besitzt ein Handy, nimmst es sogar mit ins Bett und überall sonst mit hin, denn es könnte beim Klingeln etwas Wichtiges sein. Manchmal musst du deine Freunde mitten beim lang geplanten Kaffeekränzchen sitzen lassen, den schönen Kuchen mit bedauerndem Blick auf dem Teller zurück lassen, weil selbiges Handy dich zum Einsatz ruft. Und du plagst dich im regennassen Wald mühsam durchs Unterholz, kämpfst mit Brombeerranken, tiefen Pfützen, verfluchst deine Nachlässigkeit, weil du wieder mal vergessen hast, deine Stiefel einzufetten, während die vermisste Person in irgendeiner Kneipe sitzt und sich den Frust herunter spült.
Für Einsätze bekommt man keine Medallien, kein Geld und meistens nicht mal ein Danke dafür, dass Du deine entgeisterte Familie im festlich gedeckten Weihnachtstisch hast sitzen lassen, deine eigene Geburtstagsparty ohne dich stattfindet oder deine Kinder dir wohlmöglich das eigentlich gemeinsame Abendessen noch flugs in irgendwelche Behälter packen, weil man ja noch schnell auf dem Weg zum Einsatzort noch schnell was essen könnte.
In vielen Fällen findet man in dem zugeteilten Suchgebiet keinen, weil die Person in einem Zug nach irgendwo sitzt oder schon längst wieder zu Hause, man hat bloß vergessen, euch Bescheid zu sagen.
Oder du suchst des Nachts eine selbstmordgefährdete Person, quälst dich durch den Wald, weil du vorher schlaftrunken die Treppe runtergefallen bist, machst dir auf dem nahegelegenem Friedhof vor Angst fast in die Hosen, obwohl du genau weißt oder glaubst zu wissen, es gibt keine Geister. Währenddessen klingelt die Polizei immer wieder an der Haustür, um zu schauen, ob jemand daheim ist. Als ob ein Mensch, der nicht gefunden werden will, die Tür aufmacht….
all das ist wirklich schon passiert, nämlich meiner Staffel und mir.
Aber dennoch: Der Staffel gegenüber wäre es sehr unfair, die Ausbildung zu machen und dann doch nicht für Einsätze zur Verfügung zu stehen. Und darum sollte Deine gesamte Familie da mitspielen, denn wie oft fällt das gemeinsame Sonntagsfrühstück aus, weil mal wieder jemand von der Party vorige Nacht nicht nach Hause gekommen ist.
Aber eines solltest du bedenken, nämlich, dass es gerade du sein kannst, der doch mal eine vermisste Person findet. Und die Leute, die gefunden werden, sind häufig leider bereits tot. Und dieses solltest du niemals vergessen.
Und wenn du dich trotz aller Widrigkeiten damit identifizieren kannst, dann wirst Du in einer Rettungshundestaffel sehr viel Spaß haben und ich wünsche Dir viele nette Kameraden, viele Freunde und viel Erfolg.